»Leute, schaut, was unter Euren Füßen passiert!« – Ein Gespräch mit dem Industrie-Designer Dirk Biotto über die Rolle des Teppichs im Raum und die Herausforderung, etwas im wahrsten Sinne Bodenständiges zu gestalten.
FLURSTÜCK. Die Rolle im Raum.
Teppiche werden unterschätzt. Wir haben veraltete Bilder im Kopf von schweren, großen Teppichen, die vor allem eins machen: den Boden bedecken, ihn zudecken. Für mich ist der Teppich ein Möbel. Er ist ein subtiles Gestaltungselement. Ein guter Teppich fügt sich ins Raumklima ein. Er funktioniert leise, oder – etwa durch Farbe – auch als Eyecatcher. In jedem Fall können Teppiche Mehrwert sein, weil sie den Boden ins Bewusstsein bringen und damit den Raum erweitern …
FLURSTÜCK. Eine Herausforderung.
Wir sind auf andere Dinge konditioniert – unser Sichtfeld beginnt erst ab einer bestimmten Höhe im Raum, darunter verschwimmen die Dinge. Wir sehen Sofalandschaften, Regalsysteme, Hochglanz-Einbauküchen. Wir gewinnen, wenn unser Blick nicht erst dort beginnt bzw. endet, sondern tiefer geht. Ein Teppich kann unsere Perspektive erweitern, das Bild vervollständigen: Leute, schaut, was unter Euren Füßen passiert, schaut genau hin, was da zu Euren Füßen liegt …
FLURSTÜCK. Die Gestaltung.
Wenn ich gestalte, denke ich an Interaktion und an die Balance von Nutzen und Ästhetik, die ein Objekt nach meinem Design-Verständnis braucht. Ich will ein Gleichgewicht erlangen. Gleichzeitig kann Design den Alltag aufbrechen. Warum mache ich etwas auf eine bestimmte Art und Weise? Wir haben uns zu viele Automatismen angewöhnt. Auch den, einen Teppich unter den Tisch fallen und ihn dort liegen zu lassen …
